Die Serienadaption von Superhelden-Comics ist mittlerweile fixer Bestandteil der Programmgestaltung von Fernsehsendern („Supergirl“, „Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D.“ u.v.m.). Im Herbst 2013 hat auch der Talent und Nutzer/innen absorbierende Streamingdienst Netflix einen Deal mit Marvel bekannt gegeben, demzufolge vier Superheldenserien entwickelt werden sollten. Zwei davon kann man jetzt „bingewatchen“. „Daredevil“ hat Netflix im April dieses Jahres online gestellt, „Jessica Jones“ ist seit November abrufbar.
Die Serie über den blinden Anwalt, der nachts als „Daredevil“ Verbrechen bekämpft, wird seit April von Publikum und Kritik mit Lob und Auszeichnungen bedacht. Ähnlicher Reaktionen darf sich derzeit das Superhelden-Drama „Jessica Jones“ erfreuen. Auch im deutschen Feuilleton ist der Comic-Adaption viel Platz eingeräumt worden, nicht zuletzt deshalb, weil die Serie im Gegensatz zu anderen Comicverfilmungen echtes Drama zu bieten hat. Im Mittelpunkt der Geschichte steht eine von Missbrauch traumatisierte Hell’s Kitchen Heroine (Krysten Ritter), die mit dem gruseligen Bösewicht Kilgrave (David Tennant) einen Gegner hat, der dem „Joker“ seinen Platz im „Villain“-Ranking streitig machen könnte.
Seit sie als Menschenretterin gescheitert ist, verdingt sich Jones als Privatdetektivin. Dass sie sich in ihrer heruntergekommenen Bude mit billigem Whiskey betrinkt und danach ungeduscht ins Bett fällt, ist für mancheinen von geringer Bedeutung. Für jene Zuseherinnen, die Humphrey Bogart, Clint Eastwood und anderen Männern seit Jahrzehnten nicht ganz ohne Neid dabei zusehen, wie sie ihre Mitmenschen mit schlechtem Benehmen ungestraft vor den Kopf stoßen, ist „Jessica Jones“ eine Erlösung.
In der medialen Rezeption wird die traumatisierte Antiheldin wenig überraschend nicht selten in eine Tradition mit den hartgesottenen Detektiven Sam Spade und Philip Marlowe aus Noir-Klassikern wie etwa „The Maltese Falcon“ oder „The Big Sleep“ gestellt. Noch öfter wird Jones aber mit der High-School-Detektivin Veronica Mars aus dem gleichnamigen Noir-Teen-Drama verglichen. Dass die wenigen Actionheldinnen – wie etwa Buffy aus der gleichnamigen Serie und Sydney Bristow aus „Alias“ – im Zusammenhang mit der neuen Netflix-Serie eher selten genannt werden, hat wohl damit zu tun, dass die Action in diesem Drama keine allzu große Rolle spielt.
Das Publikum – und nicht nur das weibliche – ist jedenfalls begeistert von der Serie, die auf einem Comic (2001) von Autor Brian Michael Bendis und Zeichner Michael Gaydos basiert. Als Serienschöpferin firmiert Melissa Rosenberg, die als Drehbuchautorin der „Twilight“-Serie bekannt geworden ist und auch an der Ausnahmeserie „Dexter mitgeschrieben hat. Produziert wird von Marvel Television und ABC Studios.
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KCRW: Gespräch mit Melissa Rosenberg über die Entwicklung von „Jessica Jones“.
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