Die Zuschauerquoten US-amerikanischer late-night talk shows steigen zu Gunsten jener hosts, die sich an Trump & Co. abarbeiten. Der Erfolg von Samantha Bee, Trevor Noah & Co. ist ein Symptom für den Aufruhr unter den Fernsehschaffenden, die Ausrichtung der aktuellen TV-Piloten ein anderes.
Anfang Jänner 2017 fragte die LA Times: „Has Hollywood lost touch with American values?“ Seitdem wird das Thema von Kreativen, Zuschauer*innen und Kritiker*innen in einer Artikelreihe der Zeitung erörtert. In einem der ersten Beiträge erklärte Mary McNamara die Auffassung, Hollywood habe eine liberale Agenda, für absurd. Das tatsächlich Elitäre an Film und Fernsehen sei, dass es uns gefalle, reichen Leuten zuzusehen.
Ein paar Wochen später stellt die TV-Redakteurin Lesley Goldberg in einer ersten Analyse der TV-Piloten-Saison 2017 im Hollywood Reporter fest, dass die US-amerikanischen Networks ihre Programmentscheidungen überdenken. Als Belege für die Bemühungen der Sender, Trump-Wähler*innen zu berücksichtigen, führt Goldberg etwa das Militär-Drama „For God and Country“ (NBC), die Soap über einen red state Sheriff (ABC) und die Comedy „Libby & Malcolm“ (ABC) über ein politisch polarisiertes Paar an.
Wenig später schlägt das Online-Magazin Salon mit dem Titel „Red state TV: Networks are reportedly seeking pilots appealing to Trump voters“ in dieselbe Kerbe. Autorin Melanie McFarland zählt weitere Serien-Piloten mit red state freundlichen Themen auf. In der Sitcom „Raised by wolves“ (ABC) etwa geht es um eine armutsbedrohte Midwest-Mutter mit fünf Kinder und „Drama High“ (NBC) erzählt die Geschichte einer Theatergruppe an einer High School mit Schüler*innen aus der Arbeiterklasse.
Auch wenn diese Beispiele die These von Trump-TV zu belegen scheinen, die Artikel sind nicht ohne Widersprüche. Erstens sind die genannten Themen und Settings nicht neu und zweitens, warum sollten sich jetzt mehr Zuschauer*innen dafür begeistern? Man darf aber zum Beispiel gespannt darauf sein, ob diese Produktionen zukünftig bei TV-Kritiker*innen und Preisverleihungen mehr Beachtung finden. Vielleicht geht es gar nicht darum Trump-Wähler*innen abzuholen, sondern sie politisch anders Denkenden begreifbar zu machen.
Einen interessanten Blickwinkel auf die Trump-Welt nimmt übrigens der Artikel „The lying game: why unreliable TV narrators matter in the Trump era“ im Guardian ein. Darin wird unter anderem die These vertreten, dass uns unzuverlässige Erzähler dafür rüsten, die Gegenerzählungen von Politikern zu zerlegen. Na dann.
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