Im letzten Sommer war in der Onlineausgabe der britischen Daily Mail die unglaubliche Geschichte von Margaret Ann Bulkley zu lesen, die 1809 – Frauen waren noch nicht zu Universitäten zugelassen – unter dem Namen James Barry ein Medizinstudium begann. In ihrer Laufbahn als männlicher Arzt machte sie sich mit Pionierleistungen, wie etwa dem ersten Kaiserschnitt, einen Namen. Über das Adaptionspotential der Geschichte haben sich John August und Craig Mazin im Scriptnotes Podcast #267 (Transcript) unterhalten. Die Story hat nicht nur eine erstaunliche Hauptfigur, eine ungewöhnliche Freundschaft (mit einem dunkelhäutigen Diener) und universelle Themen zu bieten (z. B. welchen Preis jemand bezahlt, der gegen alle Widerstände sein Ziel verfolgt), sondern auch interessante Bezüge zur Gegenwart (gender identity). Laut John August haben Drehbuchautor/inn/en bei der Stoffentwicklung zu dieser Geschichte einige schwierige Entscheidungen zu treffen, z. B. als was sich Bulkey/Barry in Bezug auf ihr/sein Geschlecht gesehen haben mag.
Um Täuschung geht es auch im nächsten Artikel, den das Duo bespricht. „She would have been the perfect mom for someone that actually was sick“ wurde auf dem Medienportal Buzzfeed veröffentlicht. Darin wird die nicht weniger unglaubliche Geschichte der 48-jährigen Dee Dee und ihre Tochter Gypsy erzählt. Die Existenzgrundlage der Mutter basiert darauf, dass sie die Tochter in einem Patientendasein gefangen hält – bis diese im Alter von 23 zum tödlichen Befreiungsschlag ausholt. August und Mazin können in dieser Geschichte mangels einer passenden Hauptfigur zwar keinen Kinofilm ausmachen, dass sie in eine Fernsehepisode verpackt werden könnte, ist für beide aber gut vorstellbar. Funktionieren könnte der äußerst spannend aufgebaute Artikel auch als ein Dokumentar-Dreiteiler nach dem Vorbild von „Making a Murderer“.
Der nächsten Story gestehen die Scriptnotes hosts noch weniger Verfilmungspotential zu. Im Artikel „Amateur Sleuth Jessica Maple Saw Clues Police Missed and Confronts Robbers“ geht es um eine 12-Jährige, die einen Raub aufklärt. Hierbei handelt es sich zwar um eine putzige Geschichte, sie ist jedoch – wie August und Mazin zurecht anmerken – erstens viel zu dünn und zweitens nichts Neues.
Als TV-Serie kann sich Mazin die 6-teilige Artikelreihe „Framed“ vorstellen, die über mehrere Wochen in der LA Times veröffentlicht wurde. Eine Mutter aus Irvine, Kalifornien wird wegen Drogenbesitzes angezeigt, sie beteuert aber ihre Unschuld. Im Verlauf der Artikelserie wird aufgedeckt, wer ihr die Drogen untergeschoben hat, wie und warum. August findet, dass diese vielschichtige Story auch im Kino funktionieren würde. Wie eine Adaption zu bewerkstelligen wäre, ist im letzten Teil der Abschrift nachzulesen.
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