Eben wurde die Produktion von „The Deuce“ (HBO) angekündigt. Damit beschäftigt sich einer der risikofreudigeren unter den US-amerikanischen Sendern jetzt also mit käuflichem Sex. Es ist allerdings nicht HBOs erste Berührung mit dem Thema. Eine Serie, in der gleich zwei Bordelle zentrale Orte des Geschehens sind, ist das herausragende Westerndrama „Deadwood“ (Schöpfer: David Milch; 2004-2006). In dieser Ensembleserie spielen mit Trixie und Joanie Stubbs zwei Frauen eine wichtige Rolle, die dem lebensgefährlichen Gewerbe im Verlauf der Serie – die nach drei Staffeln leider eingestellt wurde – den Rücken zukehren.
Um Prostituierte, die es auch nicht leicht haben, geht es in der flämischen TV-Serie „Matrioshki“ (2005-2007). Hier wird von Frauen erzählt, die von Mädchenhändlern nach Belgien gelockt und gewaltsam zur Sexarbeit gezwungen werden.
Die britische Dramedy „Secret Diary of a Call Girl“ (ITV2, 2007-2011) erzählt vier Staffeln lang die Erlebnisse des Londoner Call Girls Belle (Billie Piper). Die Serie basiert auf dem Blog und den Büchern von Brooke Magnanti. Die gebürtige US-Amerikanerin war in England als Escort tätig während sie ebendort an ihrer Dissertation arbeitete. Über die Erfahrungen, die sie in ihrem Job machte, schrieb sie unter dem von Luis Buñuel geliehenen Pseudonym Belle de Jour. Einige Fernsehkritiker/innen konnten der Serie durchaus etwas abgewinnen, den Macher/innen wurde aber auch vorgeworfen, Prostitution zu verharmlosen. Der Vorwurf erklärt sich wohl mit der Unmenge Spaß, die Protagonistin Belle mit ihren schrullig verspielten Freiern hat.
Etwa gleichzeitig wurden am anderen Ende der Welt drei Staffeln der viel gelobten australischen Dramaserie „Satisfaction“ (Showcase, 2007-2010) produziert, in der es um eine Gruppe Frauen geht, die in einem Edelbordell zugange ist. Unter demselben Titel erzählt seit 2014 eine US-amerikanische Serie über die Verquickungen eines Ehepaares mit einem männlichen Escort (USA Network).
Die Kritik der Verharmlosung von Prostitution war vermutlich Steven Soderberghs kleinstes Problem als er 2009 das Prostituierten-Drama „The Girlfriend Experience“ ins Kino brachte. Von der negativen Kritik – sein Film wurde als prätentiös bezeichnet und musste sich die Zuschreibung „vacuous chic“ gefallen lassen – ließ sich der experimentierfreudige Regisseur aber nicht abhalten, seinen Spielfilm als Serie zu adaptieren. In der TV-Show, die eben auf Starz angelaufen ist, spielt Riley Keough ein New Yorker Call Girl, das auf die Girlfriend Experience spezialisiert ist.
Ebenfall in NYC angesiedelt ist die eingangs erwähnte Dramaserie „The Deuce“. Hinter dem Project steht Serienschöpfer David Simon, der uns mit „The Wire“ und „Treme“ beeindruckende Portraits von Baltimore im Drogensumpf und New Orleans nach Katrina beschert hat. In „The Deuce“ geht es um den Aufstieg der Pornoindustrie in NYC in den 70er und 80er Jahren. James Franco spielt in einer Doppelrolle Zwillingsbrüder, die in der Szene kräftig mitmischen. Maggie Gyllenhaal verkörpert eine Prostituierte mit unternehmerischen Fähigkeiten. Ein heimischer Sendestart der HBO-Serie dürfte derzeit noch nicht bekannt sein.
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