Hier wurde schon öfter der Blick auf den Zustand in der europäischen Serienproduktion gerichtet, insbesondere auf die Situation in Deutschland. Unter anderem in Zusammenhang mit den Aktivitäten von Bezahlsendern hat sich bereits im letzten Jahr ein Hoffnungsschimmer in die düstere Sicht auf deutschsprachige TV-Redaktionen und ihre Produktionspartner geschlichen. Diese schienen bislang nicht gewillt die kreativen Kraftanstrengungen zu unternehmen, die herausragende Serienprodukte hervorbringen könnten.
Auf der Berlinale wurde die aufkeimende Hoffnung nun kräftig genährt. Nach dem Filmfest in München, welches das italienische Polit-Drama „Gomorrah“ präsentierte, hat heuer auch das Festival in Berlin einen Serienschwerpunkt gesetzt. Neben US-amerikanischen Hits wurden auch europäische Produktionen gezeigt, wie etwa der Polizei-Thriller „Blochin“ (ZDF), das aufsehenerregende Spionage-Drama „Deutschland 83“ (RTL), die schwedische Dramaserie „Blue Eyes“, die dänische Wirtschafts-Dramaserie „Follow the Money“, sowie die italienische Polit-Serie „1992“ (Sky Italia). Dass sich fast alle genannten Serien mit politischen Themen beschäftigen, bestätigt, was schon mehrfach gesagt wurde: Die großen politischen Dramen der europäischen Zeitgeschichte bergen immenses Potential für das Qualitätsfernsehen.
In einigen Feuilletons ist nun von Aufbruch- und Goldgräberstimmung die Rede. Andere schreiben über die größeren Freiheiten, die den Kreativen bei der Entwicklung von Serien neuerdings zugestanden würden. Nicht zuletzt geben die aktuellen Erfolgsmeldungen auch wieder Anlass für ein Plädoyer zur Aufwertung der Rolle der Drehbuchautor/inn/en, so schreibt etwa die Süddeutsche, dass Redaktionen vertrauen lernen müssten, denn Serien-Fernsehen sei kein Redakteurs-Fernsehen sondern Autoren-Fernsehen.
Mal schauen ob diese Goldgräberstimmung auch bestehen bleibt, wenn die ersten teuren Losings eingefahren werden. Ich bleibe da skeptisch.