„Vor acht Jahren soll er als Halbwüchsiger den Tod eines Kindes verschuldet haben. Jetzt spielt Thomas unter neuem Namen aufwühlend Orgel in einer Kirche und verliebt sich in die alleinerziehende Pastorin Anna. Ein Leben nach dem Gefängnis bahnt sich an – da entdeckt ihn durch Zufall Agnes, die Mutter des Kindes …“
Thomas wird nach acht Jahren vorzeitig aus dem Gefängnis entlassen. Mittlerweile zum „begnadeten“ Organisten gereift, findet er eine Anstellung in einer Kirche in Oslo.
Wenn nicht hier, wo sonst könnte er ein neues Leben beginnen? Was wie ein recht bescheidenes Ziel klingt, ist für einen Menschen mit seiner Vergangenheit durchaus mit beträchtlichen Hindernissen verbunden. Wie vorgehen: Die Wahrheit sagen oder schweigen? Wird sein Arbeitgeber (die Kirche) ihn feuern, wenn die Wahrheit ans Licht kommt? Wird die fesche Pastorin ihre Predigt von der Verzeihung in die Tat umsetzen?
Schuld und Vergebung sind die emotionalen Themen in „Troubled Water“. Thomas leugnet zwar seine Schuld – vor Gericht, vor Agnes und auch vor sich selbst – sie dringt ihm aber trotzdem aus allen Poren und erklingt in jedem Stück, das er auf der Kirchenorgel anstimmt. Schuld ist in „Troubled Water“ aber nichts Ausgemachtes, ebensowenig ist es Vergebung. Schon in der Backstory ist die Sache nicht einfach. Wer macht sich schuldig: Der Mitleid- oder der Hilflose? Schuld und Vergebung treibt die beiden Protagonisten Thomas und Agnes um, aber auch das „love interest“ von Thomas wird damit ausgestattet: Die Pastorin Anna, die gerne von der Vergebung redet, wird am Ende genau darin versagen.
Das interessanteste am Film von Erik Poppe (nach einem Drehbuch von Harald Rosenløw-Eeg) ist die Struktur. Die eigentliche Handlung – von einigen kurzen Rückblenden zu den Ereignissen vor acht Jahren abgesehen – umfasst einen vagen Zeitraum von wenigen Wochen. Die erste Hälfte des Films erzählt aus der Perspektive von Thomas seinen Neuanfang und endet in etwa in der Mitte des Films mit dem Verschwinden des Sohnes seines „love interests“. Damit beginnt die Erzählung – diesmal aus Agnes‘ Perspektive – wieder von vorne. Obwohl klar ist, wer das Kind entführt hat, bleibt auch die zweite Filmhälfte spannend, weil es letzten Endes doch anders ist, als man gedacht hat. Am Ende wird das Stigma des Kindermörders, das Thomas in der ersten Hälfte zu verdrängen versucht, in der zweiten Hälfte umso schmerzhafter sichtbar.
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